Senegal

 

14.Februar 2017, Ortszeit Dakar 22 Uhr:

 

 

gelandet. Mit Verspätung,  wegen eines abgebrochenen und fehlendem Rades bei meinem KiK Muttiwagen als letzter Passagier aus dem Flughafen gekommen. Ousmane wartete drei Stunden mit seinem Taxifahrer…nette Kerle!

 

Qualität ist was anderes Angelique

Guter Transport auch Iberia

 

 

Zwischen Schutt und Dreck lässt es sich aushalten!

 

 

Die ersten beiden Tage galten der Orientierung im Stadtteil Yoff, und auch der Findung ob ich es im Kulturschock fünf Wochen aushalte.  Es ist spannend als einer von sehr wenigen Weißen durch die schwarze Stadt zu laufen. Doch auch wenn es dunkel ist, und es ist sehr dunkel wenn der Strom mal weg ist, verspürte ich in keiner Situation Angst oder Bedenken. 

…alle packen an!

Faszinierend die Farben…die vielen Boote bilden eine sehr schöne Kulisse !

Die erste Tour führt mich in einem Sammeltaxi von Dakar nach St. Louis (ca. 260km), einer Stadt an der Nordwestküste Senegals, nahe dem Djoudj Nationalpark. Vorher: Entspannt chillen bei Aliou!

17.Februar, Start war 10 Uhr gesetzt!

Wer es glaubt trägt eine Uhr! Drei Männer wie Arnold Schwarzenegger auf der Rückbank, zwei Fahrer und ab geht die Post in einem Nissan, der in Deutschland vor fünf Jahren schon keinen TüV mehr bekommen hätte. Ankunft 16 Uhr, und leider kann ich mein Quartier nicht verlängern…muss dringend etwas neues suchen…mir gefällt St. Louis, werde meinen Plan ändern und hier länger bleiben! Zum Abendessen Spagetti mit Soße in einem Brötchen… einfach und genial lecker!

Das Abenteuer beginnt: Ein „Guide“ wollte mir ein Quartier andrehen, kurvte mit mir durch die Stadt bis zum erbrechen, es endete nach drei Besichtigungen und einer überzogenen Taxifahrt mit leeren Versprechen. Durch Zufall lernte ich Bai kennen…nun bin ich bei einem Hilfswerk für Frauen und Kinder (AFE) untergekommen, meiner neuen kleinen afrikanischen Familie. Helfe ein wenig, habe mein Zimmer und freue mich des einfachen Lebens. 

Genau deshalb bin ich hier! 

ein kleiner Rundgang durch St. Louis, Weltkulturerbe, das Venedig Afrikas

Bei einem Strandspaziergang erlebte ich die Rettung eines gekenterten Fischerbootes. Als es wieder Seetüchtig war lief es durch eine Welle erneut voll, so musste wieder einer mit dem Eimer ran...

aber gibt es auch das arme St. Louis...

...dennoch sehen die Menschen glücklicher aus als in Europa!?

24. Februar…Tagesausflug in den Djoudj Nationalpark…ein Paradies…Winterquartier einiger Zugvögel in Afrika! Ein Muss wenn man so nahe dran ist…seht selbst:

 

 

Die Mahlzeiten werden hier Traditionell serviert: Eine große Schüssel in die Mitte und alle drum herum. Jeder isst von seinem Bereich, was er nicht möchte wird in die Mitte geschoben, die Frauen füllen immer wieder nach. Klingelt mal das Telefon hört es auch wieder auf, beim Essen lässt sich keiner hier aus der Ruhe bringen! Wer satt ist steht auf, die Frauen räumen auf, so einfach ist das! Und lecker! Und familiär. 

 

 

 

Waschtag. Ich nehme vier Shirts zum schweiß entfernen auf die Terrasse. Frage meine Frauen nach Schüsseln. Sie sind in Wolof und Französisch besser als ich, in Deutsch und Englisch jedoch schlechter.  Kurzerhand entreißen sie mir meine Schweißlappen, nun hängen sie im Wind. Ich bin froh, dass ich die Unterhosen nicht mitgenommen habe, sonst wären die beiden jetzt wohl schwanger…

Der Bus ist voll, ich trotzdem rein! Gebe einen 1000er Schein durch die Massen, meine Fahrkarte kommt zurück, hinten drauf steht 900. Gut, kannst wohl noch 9 mal Bus fahren. Irgendwann raus und zurück. Lege dem Insassen (die Kassierer sind in einem Käfig untergebracht) meine 900er Karte, es schüttelt den Kopf. Verstehe nur, dass ich mir das Geld von dem Insassen holen soll, der die 900 drauf geschrieben hat. Boah, dazu ist mein Urlaub wohl zu kurz. Hat der wenigstens kein trocken Brot heute Abend…

 

 

Bai und Maodo

 

 

 

 

Zum Abschluss wurde mir eine ganz besonder Ehre zu teil, ein Klassenraum der kleinen Schule trägt nun meinen Namen, ich war fassungslos und zu Tränen gerührt...

 

j ërëjëf

meine afrikanische Familie

 

Aber meine Tour geht weiter:

27.Februar auf zum Niokolo Koba Nationalpark!

Da einfach zu einfach ist habe ich mich zu dem Weg entschlossen der weh tut! Entlang der Grenze zu Mauretanien etwa 600 Kilometer bis Tambacounda.

Zunächst heißt ein Gefährt zu finden was auch in meine Richtung will. Dazu geht man zu sogenannten Garagen. Das ist ein Bahnhof für alle Verkehrsmittel. Mopeds und Pferdekutschen, Maultiere, Busse und PKW stehen zur Auswahl. Mein erstes Ziel, Richard Toll. Mit dieser Karre! Von vorn durfte ich sie nicht fotografieren. Zunächst wird ein Preis ausgehandelt, dann gewartet bis alle 7 Plätze vergeben sind. Da ich erster war konnte ich mir den Platz aussuchen, musste aber warten. 

 

 

Von Richard Toll nach Dagana, wieder ein PKW! Aber nur für fünf Personen!

 

In Dagana wollte ich eigentlich übernachten, doch die Auberge gibt es nicht mehr, das Hotel ist völlig aus meiner Richtung. Schüler meinten in Bokoul gibt es eins, also los! Den Daumen raus ein Maultierschlitten mit Schnitten stoppte, nahm mich mit bis ein LKW mich ins Nest wo ein leeres Hotel steht mitnahm. Also wieder Daumen raus…ein Kleinbus hielt. Ich erklärte bis zur nächsten Auberge…in Ndiom sah ich eine, und ein Hotel! Viele Chancen hat man um 20 Uhr nicht mehr, dennoch, gehandelt bis zu letzten Schweißtropfen, die runde Hütte für mein Budget bekommen!

Am Morgen kamen mir hunderte Kinder auf dem Weg zur Schule entgegen. Ich charterte Halli plus Pferdeführer zum Ende der Stadt. Es wurde eine schöne Fahrt über mehrere Kilometer der Sonne entgegen. 

Dorfidylle außerhalb von Ndiom

 

 

 

Der Kleinbus wollte mich bis

Ouro Sogoui mitnehmen. In der Pampa entschied er umsteigen in den großen Bus, dem nach wenigen Kilometern der Auspuff teilweise verloren ging…das Getriebe war auch sehr schwer zu bedienen…lieber schlecht gefahren als gut gelaufen! Die Fahrt dauerte länger als geplant. Nach zwei teuren Hotels fand ich eine Auberge zu einem annehmbaren Preis.

 

 

Laut Maps soll von Ogo eine Nationaltraße nach Tambacounda führen. Also ab nach Ogo. Eine wenig befahrene  Staubpiste beginnt dort, Pech gehabt! Ein kleiner Umweg wurde mir nahe gelegt. Nach fünf Stunden und einem neuen Wort Wolof (Pass=Geld) in Bakel angekommen. Das zweite Hotel nahm mein Angebot an, ich bleibe zwei Nächte. 

Nun bin ich also an der Grenze zu Mauretanien. Durfte mal wieder bei einer Polizeistreife meinen Pass vorzeigen...habe den Eindruck, die Menschen wollen einfach nur mit dem weißen Mann reden...

Der Grenzfluss dient hier immer noch zum waschen, aber auch zum Übersetzen der Menschen nach Mauretanien.

 

 

Ich vermisse meine beiden Frauen aus St. Louis…bekomme meine Sachen einfach nicht sauber! Der feine, rote Staub ist überall. Zwei Schulmädchen boten sich mir an…wer kann da schon Nein sagen?

Nur fürs Foto natürlich! 

 

Kletten

 

 

Und wieder ein Umweg…bin im Grenzgebiet zu Mali, wo ich dann einen „Expressbus“ nach Tambacounda finde. Es geht mal ohne Stopp weiter!

Im Bus änderte ich meinen Plan, will direkt an den Rand des Nationalparks. Wassadou habe ich mir als Ziel gesetzt. Ein Camp ist dort in den Karten eingezeichnet. Eine gefühlte Stunde brauchte ich an der Garage in Tambacounda um einen Bus dorthin zu finden. Angekommen in der Pampa. 45 Grad, gefühlt! Zum Camp sind es noch vier Kilometer, für die Überzogenen Preise der Motorradtaxis bin ich heute zu geizig, rolle unter einem Vordach meinen Schlafsack aus und zeige den Eingeborenen, dass auch ein weißer unter fast freiem Himmel schlafen kann. Ibrahima spricht mich an und gibt mir seine Hütte. Wieder Gast in einer Familie, nun allerdings Wasser aus dem Brunnen, Solarstrom, ohne Internet und Telefon, also im Busch! Abgeschnitten, Ausgesetzt, Vermisst!

Stolz zeigt er mir sein Dorf, die kleine Plantage wo Peperoni und Auberginen gezogen werden, die Bananenplantage am Gambia Fluss. 

Ich lerne Isatoo kennen. Das schönste Mädchen im Busch. Leider reden wir aneinander vorbei, sprechen keine gemeinsame Sprache. So gönne ich mir für schlappe 150 Euro einen Tagesausflug in den Niokolo Koba Nationalpark. Ehrlich? Habe schon mehr Geld für Schrott ausgegeben! Genieße das Vergnügen mit einem Fahrer, der ständig mein Stopp überhört und einem Guide allein zu sein! Bekomme Natur pur! 

Bei gefühlten 55 Grad braucht Mann auch mal eine Pause vom nichts tun!

Am Markttag, nach fünf Tagen im Busch heißt es am 8.März Abschied nehmen…die beiden Nachtbusse fuhren an mir vorbei, es hielt ein Truck aus Mali. Rein in die Schlafkabine! Zwei junge Männer holten aus dem IVECO alles heraus…schmierten die Polizei, brachten ihren Container sicher in den Hafen von Dakar. Und mich. Etwa 1650 Kilometer Abenteuer pur liegen nun hinter mir. Unglaublich. Faszinierend.

Ich hatte die Telefonnummer von Ify, sie hatte Platz in ihrem Apartment, nahm mich für vier Nächte auf. Und aus. Ein gemeinsamer Ausflug auf die Ile du Goree zum Abschluss unserer Zeit.

 

Meine Zeit endet in Dakar...Strand und Gassen, Fatou und einem Sonnenstich mit rostigen Shorts!

 

Finnisch...und was sagt ein Finne dazu?

 

meine Route, erstellt mit Google Maps

 

Nach fünf Wochen sagt der weiße Fotomann Good Bye. Mein schlechtes Englisch war für die gefühlten 3-5% der Menschen die diese Sprache mehr schlecht als recht beherrschen ausreichend. Habe etwa 10 kg abgenommen, täglich zwischen 5 und 7 Liter Fabrikwasser getrunken. Bin ohne die empfohlene Impfung gegen Gelbfieber gereist, habe mich von keiner Mücke stechen lassen, auf Malariatabletten verzichtet.  

Senegal ist ein wunderschönes Land mit vielen netten und hilfsbereiten Menschen. Touristisch kaum erschlossen. Ein dickes Problem ist mir allerdings sehr nahe gegangen: Plastik. Überall Plastik. Es wird sorglos dem Wind geschenkt, der trägt es quer durchs Land und aufs Meer. Es kommt zurück in die Nahrungskette...keiner denkt darüber ernsthaft nach!

 

mein letzter "Ataya", diesmal Indoor...mit liebe creirt von Fatou

 

Sechs mal Handtaschen, Ärsche und andere Körperteile im Gesicht, man kann auch Start- und Landungstummel in Dakar, Madrid, Düsseldorf und Hamburg sagen, bin ich Dank der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn 24 Stunden später ohne Geld wieder zu Hause. Hab alles in Afrika verschenkt.

 

Leider hat Iberia meine Tasche irgendwo stehen lassen, vielleicht sind meine Schweißlappen sauber und trocken bevor meine nächste Tour beginnt!? Doch wohin? Bin immer noch so überwältigt von den Eindrücken, dem Kulturschock dort, dass es mir schwer fällt ein neues Ziel zu finden. Vielleicht genieße ich das Leben in Deutschland?

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